28.11.2023
St. Laurentius Erwitte

Kirche im Aufbruch

Wo Reformen gelingen.

Mit der Autorin und Journalistin Dorothea Schmidt konnte der Pastorale Raum Geseke-Erwitte eine profilierte Referentin begrüßen, die einen Tag nach Beendigung der Weltsynode im Vatikan im Erwitter Pfarrheim vor einem interessierten Publikum über das Thema sprach: „Kirche im Aufbruch. Wo Reformen gelingen“. Nach einer Vesper in der Pfarrkirche St. Laurentius mit Pastor Dirk Gresch und der Begrüßung durch Pastor Thomas Zwingmann betonte die Referentin gleich zu Beginn, dass sie in erster Linie Mutter sei und es ihr nicht von Berufs wegen, sondern vor allem aus diesem Grunde ein Herzensanliegen wäre, den katholischen Glauben zu leben und weiterzugeben.

Mitten in einer Zeit, in der in den Kirchengemeinden hierzulande und auch in Familien vieles von dem wegbricht, was man bis vor kurzem noch als selbstverständlich betrachtet hatte, gelang es der Referentin aufzuzeigen, daß dies nur die eine Seite der Wirklichkeit darstellt. Auf der anderen Seite gibt es unter der vielfach als Schneedecke empfundenen Situation der Kirche in unserem Land viele zarte Knospen, die sich zumeist leise und unbemerkt ankündigen, allen Widerständen zum Trotz reifen und eine neue Gestalt der Kirche bereits erahnen lassen.

Anhand verschiedener Beispiele aus den Bereichen der Katechese, der Liturgie, der christlichen Musik, des Lebensschutzes und der Weitergabe des Glaubens im Internet konnten die Zuhörer ihren Blick erweitern und manchen Impuls mitnehmen. Auch berichtete Dorothea Schmidt von ihrer Teilnahme am sogenannten „synodalen Weg“ und den von ihr erlebten Einschüchterungssversuchen derjenigen, die nicht die dortige Mehrheitsmeinung vertraten, und so wirkliche Synodalität konterkarierten. Am Ende des Abends stellte die Referentin fünf Thesen für gelungene Reformen vor, die dann im Anschluss von der Zuhörerschaft, zu der auch eine Reihe Priester nach Erwitte gekommen war, noch lebhaft diskutiert wurden.

  1. Zuerst braucht es das persönliche Zeugnis und einen missionarischen Geist.
  2. Aufbrüche funktionieren, wenn Laien und Kleriker zusammen, jeder aber in seiner Rolle, an der Sendung der Kirche mitarbeiten
  3. Neuaufbrüche im Glauben setzen immer eine lebendige Christusbeziehung voraus.
  4. Ohne die Bereitschaft zur Anbetung kann es keine wirkliche Erneuerung im Glauben geben.
  5. Die Kirche muss in der heutigen Gesellschaft den Mut haben, Flagge zu zeigen, und zu ihrer eigenen Identität zurückfinden, wenn sie gewinnend sein will.

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Referentin Dorothea Schmidt kurz vor Drucklegung dieser Zeilen einen seltenen, persönlichen Brief von Papst Franziskus erhalten hat, in dem der Heilige Vater seine Einschätzung der aktuellen Situation in Deutschland sehr deutlich zum Ausdruck bringt, wenn er schreibt: „Auch ich teile diese Sorge über die inzwischen zahlreichen konkreten Schritte, mit denen sich große Teile dieser Ortskirche immer weiter vom gemeinsamen Weg der Weltkirche zu entfernen drohen. Dazu gehört zweifelsohne auch die von Ihnen angesprochene Konstituierung des Synodalen Ausschusses, der die Einführung eines Beratungs- und Entscheidungsgremiums vorbereiten soll, das in der im entsprechenden Beschlusstext umrissenen Form mit der sakramentalen Struktur der katholischen Kirche nicht in Einklang zu bringen ist und dessen Einrichtung vom Heiligen Stuhl daher mit dem Schreiben vom 16. Januar 2023, das ich in spezifischer Form approbiert habe, untersagt wurde. Anstatt das ‚Heil‘ in immer neuen Gremien zu suchen und in einer gewissen Selbstbezogenheit die immer gleichen Themen zu erörtern, wollte ich in meinem ‚Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland‘ die Notwendigkeit des Gebets, der Buße und der Anbetung in Erinnerung rufen und einladen, sich zu öffnen und hinauszugehen, ‚um unseren Brüdern und Schwestern zu begegnen, besonders jenen, die an den Schwellen unserer Kirchentüren, auf den Straßen, in den Gefängnissen, in den Krankenhäusern, auf den Plätzen und in den Städten zu finden sind‘ (Nr.8). Ich bin überzeugt: dort wird der Herr uns den Weg zeigen!“ (Papst Franziskus am 10.11.2023).