Die Aubertin-Orgel
Wir sind sehr stolz auf unsere neue Aubertin-Orgel, die seit 2016 in St. Laurentius steht. Sie ist ein aussergewöhnlich schönes Musikinstrument, das bereits von vielen bekannten Organisten gespielt wurde.
Begonnen haben die Planungen für eine neue Orgel im Kirchenvorstand im Jahr 2007. Im Vorjahr hatte eine umfassende Innenrenovierung der Laurentius-Pfarrkirche stattgefunden. Ein Jahr später wurde mit der Schaffung der neuen Organistenstelle in St. Laurentius der Dekanatskirchenmusiker Roland Krane aus St. Patrokli in Soest betraut. Nach einer schweren Erkrankung und seinem allzu frühen Tod verzögerten sich die weiteren Überlegungen zu den schon eingeholten Angeboten diverser deutscher Orgelbaufirmen. Nachdem diese Angebote nicht in die nähere Auswahl kamen, wurde 2011 die Manufacture d´Orgues von Dr. Bernard Aubertin aus Courtefontaine im französischen Jura auf Initiative von Pfarrer Hans Gerd Westermann zu einem Angebot aufgefordert. Nach einer mehrjährigen Planungsphase mit der Orgelbaufirma Aubertin, dem Denkmalamt, der Kunstkommission des Erzbistums Paderborn und dem Kirchenvorstand konnte dann endlich im Herbst 2013 grünes Licht für den Orgelbau gegeben werden.
Seit 2014 wurde dann in akribischer Arbeit unsere neue Orgel Stück für Stück von den 8 Mitarbeitern der Orgelbaufirma Aubertin erstellt. In ca. 32.000 Arbeitsstunden erstellten sie das Gehäuse, das Regierwerk, die Traktur und die Pfeifen. Ein sehr wichtiges Kriterium für Bernard Aubertin ist dabei, dass bei seinen Instrumenten alles selbst hergestellt wird. Einzig die Windmaschinen werden zugekauft. Die Klaviaturen wurden z. B. einzeln aus Ochsenknochen und Ebenholz hergestellt. Dabei achtete Bernard Aubertin bereits bei den ersten Planungen der Instrumente darauf, dass seine Instrumente sehr gut zu warten sind.
Gehäuse
Das gesamte Gehäuse ist aus 100% massivem Eichenholz gebaut, handverputzt, mit echten Profilen und Schnitzwerk. Alle Holzarbeiten sind nach klassischen Verfahren gefertigt mit Zapfen-Nut-Verbindungen, Zinken, Gehrungen, Füllungen mit Abplattungen, Verzapfungen mit Pflöcken und vielen verschiedenen, gut proportionierten Profilen. Das Gehäuse wurde in allen Teilen in der Werkstatt hergestellt und komplett aufgebaut. Die Proportionen des Gehäuses sind dabei aus den Proportionslinien der Raumarchitektur der Pfarrkirche gewonnen. Die obersten Verziehungen, die an das Gedicht “Schwester Sonne” von Franz von Assisi erinnern, bringen eine senkrechte Stellung in die Orgel, die sie von ihrer Schwerfälligkeit frei machen.
Disposition
I. Manual, Positiv, C-g ‘‘‘
Fugara 8 ‘
Bourdon 8‘
Octave 4‘
Erwitta 4‘
Nazard 3‘
Flageolet 2‘
Tierce 1 3/5‘
Mixture III-IV 1‘
Dulzhorne 8‘
Tremblant
II. Manual, Grand Orgue, C-g ‘‘‘
Principal 16‘
Montre I-II 8‘
Bourdon 8‘
Viole 8‘
Double Flûte 8‘
Praestant 4‘
Flûte 4‘
Grosse Tierce 3 1/5‘
Quinte 3‘
Doublette 2‘
Cornet 5fach ab c‘ 8‘
Mixtur IV-VII 2‘
Bombasson 16‘
Trompette 8‘
Clairon 4‘
III. Manual, Récit, C-g ‘‘‘
Flûte ouverte 8‘
Portunal 4‘
Traversine 2‘
Quinte et Tierce 1 1/3‘ + 1 3/5‘
Boîte expressiv:
Bourdon harmonique 8‘
Gambe 8‘
Vox anglica 8‘
Flûte octaviante 4‘
Basson-Hautbois 8‘
Trompette 8‘
Voix humaine 8‘
Clairon 4‘
Tremblant
Pedale, C-f‘
Principal 16‘
Quinte 12‘
Octave 8‘
Bourdon 8‘
Octave 4‘
Mixtur 2+III 2‘
Dulciane 32‘
Buzéne 16‘
Trompette 8‘
Cornet 4‘
Schwelltritt:
Anches Pédale séparées
Koppeln: III/II, I/II, III/I, III/P, II/P, I/P
Manufacture D’Orgues
Die Orgelbaufirma von Dr. Bernhard Aubertin, 1978 gegründet, ist in einem ehemaligen Augustinerkloster aus dem Jahre 1137 in dem Dorf Courtefontaine, auf halbem Weg zwischen Dole und Besançon, in der Franche-Comté im Osten Frankreichs untergebracht. Das Unternehmen beschäftigt im Durchschnitt ein Dutzend Mitarbeiter, welche die Instrumente in einem traditionellen Stil erbauen. Die Buffets sind aus massiver Eiche gefertigt. Handgefertigte, kunstvolle Formteile und verschiedene Skulpturen und Vergoldungen prägen den Stil einer originalen Aubertin-Orgel.
Die Manufaktur hat seit 1978 neue Orgeln in Frankreich, in vielen europäischen Ländern sowie auch in Japan gebaut. Außerdem widmet sie sich der Restaurierung und Reparatur aller Arten von Orgeln. Bernard Aubertin (*1952 in Boulay-Moselle), Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens, entwirft, zeichnet und intoniert seine Instrumente selbst. Er entwirft und baut alle Teile seiner Instrumente selbst. Für die von ihm initiierte und ausgeführte Restaurierung der Klostergebäude des alten Priorats aus dem 12. Jahrhundert gewann er im Jahr 1995 den Grand Prix Crédit du Nord. Im Jahr 1995 verlieh ihm das Kulturministerium den Titel Maître d’Art en Facture d’orgues (Kunstmeister in Orgelbau) auf Lebenszeit und er erhielt die Vermeil-Medaille der Stadt Paris für seine neue Orgel (51 Register) in St. Louis en l’Ile (kleine Seine-Insel).
Im Jahr 2006 wurde Bernard Aubertin der Ehrendoktortitel der Universität Aberdeen als erster Künstler, der nicht aus dem Vereinigten Königreich kommt, verliehen. Er ist der weltweit einzige Orgelbauer, der diesen Titel in Anerkennung seines Lebenswerkes und als Auszeichnung für die hervorragende Orgel, die er im King´s Chapel erbaute, erhielt. Ein weiterer bedeutender Orgelbau erfolgte 2007 für das St. John’s College der Universität Oxford. Sein letztes größeres Projekt in Europa war die Orgel von Mariager 2010 in Dänemark.
Bernard Aubertin wurde per Dekret am 31. Dezember 2006 aufgrund seiner hervorragenden und außergewöhnlichen Leistungen und als französischer Kulturbotschafter im im Bereich „Orgelbau“ zum „Ritter der Ehrenlegion“ durch den französischen Staatspräsidenten ernannt.